Alarmierende Studie zu Arbeitsbedingungen im Krankenhaus

von Lukas Wilke

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Dauerstress, Frustation und Erschöpfung unter Ärzten“, „Arbeiten bis zum Umfallen“ oder „Kranker Job“. Solche Schlagzeilen finden sich regelmäßig, wenn es um die Arbeitsbedingungen in deutschen Krankenhäusern geht. „Assistenzärzte am Limit“ hieß es jetzt auch in einem Panorama3-Bericht des NDR. Das Thema: Eine neue Studie unter Assistenzärzt*innen und jungen professionell Pflegenden, die vergangene Woche online im Bundesgesundheitsblatt erschienen ist.

 

Die Studie wurde in Kooperation mit verschiedenen Fachgesellschaften und Berufsverbändungen durchgeführt. Mehr als 10.000 Beschäftige aus deutschen Krankenhäusern hatten dazu einen Onlinefragebogen erhalten. Die 1.060 Teilnehmenden sind durchschnittlich 29,9 Jahre alt und überwiegend weiblich (62,2). Nur knapp ein Fünftel der Rückmeldungen kam aus dem Bereich der Pflege.

 

Konkret wollten die Autoren wissen, welchen Belastungen sich die Teilnehmenden in ihrer täglichen Arbeit im Krankenhaus ausgesetzt sehen und wie sich diese auf ihren Gesundheitszustand auswirken. Zudem hatten die Befragten die Möglichkeit, konkrete Verbesserungsvorschläge zu nennen. Das Fazit ist einmal mehr ernüchternd: „Kernbefund der Erhebung ist eine erhebliche Gesundheitsgefährdung junger Angestellter in der stationären Patientenversorgung, die im Zusammenhang mit den derzeitigen ungünstigen Arbeitsbedingungen steht“.

 

So zeigten die Ergebnisse, dass sich vor allem hohe Arbeitszeiten, Wochenenddienste, eine Neigung zu Überengagement sowie verbale und körperliche Aggressionen durch Patienten signifikant negativ auf den Gesundheitszustand und das Burn-out-Risiko auswirkten. Es überrascht daher auch nicht, dass 20% der Teilnehmenden angaben, schon einmal Medikamente eingenommen zu haben, um den Belastungen standzuhalten.

 

Angesichts des ständig wachsenden Personaldrucks in den Krankenhäusern sind das alarmierende Hinweise. „Anpassungen der Rahmenbedingungen sind gefordert, um den Leistungserbringern im Gesundheitswesen ein gesundes und effektives Arbeiten zu ermöglichen“, resümieren die Autoren in ihrer Studie.

 

Leistungsgerechte Entlohnung und eine verringerte Arbeitszeitverdichtung sind aber nur eine – wenn auch sehr wichtige – Seite dieser Rahmenbedingungen. Denn für gesunde Arbeit braucht es eine starke Unternehmenskultur, die sich hinter den sichtbaren Strukturen und Leistungen verbirgt, in den Krankenhäusern jedoch immer seltener im Einklang steht mit den steigenden Anforderungen des Marktwettbewerbs. „Diejenigen, die sich um die Gesundheit von Patientinnen und Patienten kümmern, brennen selbst aus. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, betonte Prof. Dr. Achim Baum, Senior-Partner der Agentur lege artis, zuletzt in einem Vortrag zu diesem Thema in Leipzig. „Denn die ungeschriebenen Regeln, die in den Normen der Mitarbeitenden und in ihren Teams wirksam und unversichtbar sind für die Arbeit mit kranken Menschen, werden diskreditiert“, so der Kommunikationsberater, „und wer sich nicht mehr gebunden und anerkannt fühlt, wird krank – physisch und psychisch.“

 

Auch in der aktuellen Studie finden sich entsprechende Belege: Die Wertschätzung der eigenen Leistung, Arbeitsplatzmobilität und Weiterbildungschancen sowie gute interprofessionelle Zusammenarbeit wirkten sich positiv auf den Gesundheitszustand der Teilnehmenden aus, heben die Autoren hervor.

 

© Bild: pexels.com

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