Bürgerdialoge für ein besseres Gesundheitssystem?

von Lukas Wilke

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„Neustart!“ – so lautet der Name einer Reformwerkstatt, mit der die Robert Bosch Stiftung mehr Bürgerinnen und Bürger an der Neuausrichtung unseres Gesundheitswesens beteiligen möchte. Und die sei zwingend erforderlich: „Unser Gesundheitssystem braucht grundlegende Reformen, um den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können“, heißt es in dem kürzlich erschienen ersten Bürgerreport. Pünktlich zur Bundestagswahl 2021 sollen konkrete Pläne vorlegen, wie eine Neustrukturierung des Gesundheitswesens aussehen könnte.

 

Zentraler Bestandteil der Initiative sind die sogenannten Bürgerdialoge. Die Teilnehmenden hat das Sozialforschungsinstitut der Universität Bamberg zufällig ausgewählt und eingeladen. Fünf solcher Termine haben bereits stattgefunden und es wurden viele interessante Ideen erarbeitet. Anschließend konnten die entwickelten Konzepte online kommentiert und bewertet werden. Für den Bericht haben nun zwanzig „Bürgerbotschafter“, die auf den Dialogveranstaltungen gewählt wurden, die verschiedenen Themen zu sechs Kernbotschaften verdichtet.

 

Die Kernbotschaften im Überblick

  1. Prävention und Bildung
    Prävention und Gesundheitsbildung müssen gestärkt werden

  2. Finanzierung
    Alle Gesundheitsleistungen müssen solidarisch, transparent und gemeinnützig finanziert werden

  3. Qualität und Versorgung
    Die individuelle Versorgung muss verbessert werden – durch größere Zeitbudgets der Ärzte für den Einzelnen, aber auch durch strukturelle Veränderungen

  4. Digitalisierung
    Gefordert werden einheitlichen Datenstandards und –systeme und ausreichender Datenschutz

  5. Organisation des Gesundheitswesens
    Die Solidargemeinschaft muss gestärkt werden

  6. Gemeinwohl versus Geschäftsmodell
    Die Verfolgung des Gemeinwohls muss Priorität haben

 

Unter diesen Kernbotschaften subsumieren sich einzelne Forderungen, in denen die Bürger*innen mitunter sehr konkret werden. Zum Beispiel wünschen sie die Einführung eines Schulfachs für Gesundheits- und Präventionsbildung in sämtlichen Schulformen, eine einheitliche und verpflichtende Krankenkasse („Bürgerversicherung) für alle, deren Beiträge sich prozentual zum Gesamteinkommen errechnen oder eine flächendeckende und ortsunabhängige telemedizinische Versorgung.

 

Es gibt aber auch allgemeinere, fast schon visionäre Ziele, die die Diskutanten formulieren: Für die Neuorganisation des Gesundheitssystems wünschen sie sich eine Abkehr von gewinnorientiertem Denken. Stattdessen sollen Solidarität und Gemeinwohl im Vordergrund stehen. Zudem soll für alle Bürger*innen ein Lebensumfeld geschaffen werden, in dem die gesündeste und nachhaltigste Entscheidung – ob zu Ernährung oder Mobilität – immer auch die einfachste ist.

 

Wie geht es weiter?

Parallel zu den Bürgerdialogen gibt es Think Labs, in denen ausgewiesene Gesundheitsexperten ebenfalls Ideen und Lösungen erarbeiten. Um aber auch hier die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger einfließen zu lassen, werden die in den Think Labs gefassten Ergebnisse 2020 in fünf weiteren Bürgerdialogen diskutiert.

 

Den Bürgerreport mit allen weiteren Ergebnissen sowie Informationen zum Projekt finden Sie auf der Homepage der Robert Bosch Stiftung.

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