Irreführende Informationen zu Corona vor allem auf Youtube

von Corinna Bischof

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Mehr als jedes vierte englischsprachige Youtube-Video zum Corona-Virus enthält falsche oder zumindest irreführende Informationen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität von Ottawa, die am 21. März 2020 die 75 meistgesehenen Videos zu den Suchbegriffen „Coronavirus“ und COVID-19“ analysiert haben (Der komplette Aufsatz wurde im Fachmagazin BMJ Global Health veröffentlicht). Das Recherchenetzwerk Correctiv ist Hinweisen von Lesern zu möglichen Fehlinformationen über das Coronavirus auch in Deutschland nachgegangen. Die Analyse von mehr als 1.800 Hinweisen zeigt: Auf Youtube finden sich auch bei uns die meisten Fehlinformationen zum Coronavirus, auf Whatsapp werden sie verbreitet.

 

Bei beiden Untersuchungen, über die auch das aktuelle Ärzteblatt berichtet, handelt es sich um Schlaglichter, nicht um umfassende Studien. Sowohl Correctiv als auch die Wissenschaftler aus Ottawa stellen das in ihren Veröffentlichungen transparent dar. Und dennoch sollten uns die Erkenntnisse aufhorchen lassen, mahnen die Journalisten des Recherchenetzwerks: Denn laut der jährlichen Online-Studie von ARD und ZDF nutzen über 40 Prozent der Deutschen mindestens einmal in der Woche Youtube. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es 82 Prozent. Wie schnell sich Desinformationen über Whatsapp verbreiten lassen, zeigen diese Nutzungszahlen: 75 Prozent verwendeten den Messenger 2019 mindestens wöchentlich. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es mehr als 90 Prozent. Den Einfluss von Verschwörungstheorikern und deren Handlangern hat auch ein Team der ARD eindrucksvoll in einer Reportage über die „Infokrieger“ gezeigt.

 

Die Wissenschaftler aus Ottawa betonen ebenfalls, dass die Situation alarmierend sei, wenn man die immensen Zuschauerzahlen bedenke. So enthielten 19 der 69 untersuchten Videos irreführende oder ungenaue Informationen. Die 19 Videos wurden 62.042.609 Mal aufgerufen. Zu den fehlerhaften Informationen gehörte unter anderem der Glaube, dass Pharmaunternehmen bereits ein Heilmittel hätten, es aber nicht verkaufen würden.

 

Außerdem gab es unangemessene Empfehlungen in Hinblick auf Verhalten und Therapiemöglichkeiten. Rassistische und diskriminierende Äußerungen waren ebenso Bestandteil der Videos wie zahlreiche Verschwörungstheorien. Die Forscher untersuchten die enthaltenen Informationen mit einem validierten Bewertungssystem und beurteilten die Nützlichkeit der Inhalte für den Betrachter zusätzlich mit Hilfe eines COVID-19-spezifischen Scores. Dabei zeigte sich, dass Videos von Fachleuten und Regierungsstellen in Bezug auf Genauigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Qualität zwar sehr gut abschnitten, aber von den Nutzern kaum aufgerufen wurden.

 

Und genau dort liegt die Crux: Angesichts des Einflusses von sozialen Medien auf das Verhalten der Menschen „ist Youtube ein mächtiges, ungenutztes Bildungsinstrument, das von Gesundheitsexperten besser mobilisiert werden sollte“, schlussfolgern die Forscher. Und dazu können auch Krankenhäuser beitragen, indem sie zumindest die offiziellen Quellen auf ihren Facebook- und Instagram-Seiten teilen und indem Sie eigene Verzeichnisse mit seriösen Quellen auf der Krankenhaushomepage veröffentlichen. Eine weitere Möglichkeit wäre, eigene Inhalte zu produzieren, um die eigenen Mitarbeiter*innen zu befähigen, Fragen zu beantworten. Auf jeden Fall sollten es die Kommunikationsverantwortlichen in den Kliniken vermeiden, den zahllosen unmaßgeblichen Meinungen im Netz eine eigene private Sichtweise hinzuzufügen.

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