Studie zeigt starke Überlastung der Ärzteschaft in Kliniken

von Lukas Wilke

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Jede fünfte Ärztin und jeder fünfte Arzt im Krankenhaus überlegt, die ärztliche Tätigkeit aufzugeben. Das geht aus der aktuellen Mitgliederbefragung „MB-Monitor 2019“ hervor, die der Marburger Bund vergangene Woche veröffentlichte. Anlass dieser Überlegungen scheint ein giftiger Cocktail aus permanenter Überlastung zu sein: Hohe Wochenarbeitszeiten, dazu viele Überstunden und wenig bis keine Entspannungspausen. All dies gefährdet auf kurz oder lang die Gesundheit der Betroffenen.

 

Mehrarbeit in Krankenhäusern quasi selbstverständlich

Der Großteil der angestellten Mediziner*innen arbeitet inklusive aller Dienste und Überstunden mehr als 49 Stunden pro Woche (79 %). Das entspricht durchschnittlich 6,7 Überstunden, die überwiegend durch Freizeit (47 %) oder finanziell (28 %), bei einigen jedoch auch gar nicht ausgeglichen werden. Zudem leistet gut ein Fünftel der Befragten noch deutlich mehr Zusatzarbeit, weshalb sich die Überstunden in Kliniken bundesweit auf rund 65 Millionen belaufen dürften.

 

Angesichts dieser Belastungen ist es nicht verwunderlich, dass knapp drei Viertel der in Krankenhäusern beschäftigten Ärztinnen und Ärzte sich gesundheitlich beeinträchtigt fühlen. Überlastungsanzeigen, die Betroffene und Patient*innen vor solchen gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen schützen sollen, laufen allerdings oft ins Leere: Nur jede/r Fünfte gab an, überhaupt schon mal zu dieser Maßnahme gegriffen zu haben und in den allermeisten Fällen habe sich dadurch nichts geändert (78 %). Rund 15 Prozent der Befragten haben sich bereits wegen ihrer Belastungserscheinungen in ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung begeben.

 

Bürokratiemonster Krankenhaus: Ist Substitution die Lösung?

Auch das leidige Thema Dokumentation bemängeln die Medizinerinnen und Mediziner mit Nachdruck. 60 Prozent schätzen ihren täglichen Zeitaufwand für administrative Tätigkeiten mittlerweile auf über drei Stunden. Im Gegensatz zu 2013 hat sich dieser Wert mehr als versechsfacht. Da diese Aufgaben zum Teil auch nicht-ärztliches Personal übernehmen könnte, rufen viele nach mehr Unterstützung. Gefragt sind hier vor allem die Verwaltung (77 %), aber auch Pflegekräfte (46 %) und therapeutische Berufsgruppen.

 

Angesichts dieser Ergebnisse müsste der Ärztevertretung der aktuelle Vorstoß von Andreas Westerfellhaus entgegenkommen. Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung plant, die Substitution ärztlicher Tätigkeiten durch Pflegekräfte voranzutreiben. Das gab er vergangene Woche auf einer Konferenz des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) in Mecklenburg-Vorpommern bekannt. Schließlich seien es die Pflegenden, die am nächsten am Patienten seien, weshalb in ihre Hände auch diagnostische Aufgaben gehörten. „Die Ärzte wollen auch etwas abgeben“, pflichtete im bpa-Landesgeschäftsführer Sven Wolfgram bei. Eine entsprechende Studie der Universität Greifswald soll in den kommenden Wochen vorgestellt werden.

 

Weitere Informationen sowie die Gesamtauswertung des MB-Monitors 2019 inklusive zahlreicher Infografiken finden Sie auf der Internetseite des Marburger Bundes.

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